Die Vereinsmitglieder stellen sich vor: Schwenkenbecher

Hallo! Erzähl doch erst mal was über dich und dein Hobby

Ich heiße Christian, bin Mitte 30 und braue seit 10 Jahren mein eigenes Bier. Meine Biere, beziehungsweise meine Brauerei, nenne ich Schwenkenbecher. Das führte lustiger weise dazu, dass ich bei den Braufreunden Münster schon als Christian Schwenkenbecher vorgestellt wurde. Leider ist das aber nicht mein Nachname, der Name hat sich damals irgendwie so ergeben.

Wie ergibt sich den sowas?

Naja, mein damaliger Mitbewohner und ich waren auf der Suche nach einem Namen für unser erstes gemeinsames Bier. Bei einigen Bieren wurden Namensvorschläge gesammelt, das kann man sich ähnlich einer Namensfindung bei einer Kellerband vorstellen. Wir sind dann später noch auf einer WG Party in einer ehemaligen Arztpraxis gelandet und dort sprang uns der Name auf einem alten Praxisschild entgegen. Nachdem wir noch mehrere Becher geschwenkt hatten, stand der Name dann fest.

der Stolze Brauer

Wie bist du denn überhaupt auf die Idee gekommen selbst zu brauen?

Im Sommer 2005 wurde in der Stadtbücherei Münster gerade das Kursprogramm der Volkshochschule angeliefert. Ich blätterte mich durch das Angebot und entdeckte einen eintägigen Bierbraukurs. Ich hab dann von der Telefonzelle aus meinen Mitbewohner angerufen, dieser hatte auch Bock und ich meldete mich schnurstracks an. Im eigentlichen Kurs haben wir im Einkocher ein Alt gebraut und etwas theoretisches Hintergrundwissen vermittelt bekommen. Eine Anleitung für Zuhause inklusive eines Brauprotokolls und Bezugsquellen gab es auch. Etwas befremdlich war für uns der „Genuss“ von verschiedenen Bierstilen morgens um zehn Uhr. Zu dem Zeitpunkt kannte ich ja nur Pils, Alt, Kölsch und Weizen. Wir haben dann Stout, belgisches Bier und so weiter getrunken und dann immer nur „Aha, Interessant“ gesagt. Eigentlich wollten wir nur mal unser eigenes Pils machen. Hauptsache es schmeckt ähnlich gut wie unser Hansa damals.

Also war euer erstes Bier ein Pils?

Nee, das war ein Weizen. Schon damals in der berühmt-berüchtigten Kombirast. Der Kursleiter hatte das als Turbovariante angepriesen. Da wir unseren ersten Sud am Heiligabend angesetzt haben, hatten wir nicht allzuviel Zeit. Wir mussten ja noch zu unseren Familien in die Heimat fahren. Das hat natürlich alles viel länger gedauert als gedacht, war aber ein super Brautag! Am 25.12. habe ich dann die Hefe angestellt, nach 3 Tagen abgefüllt und am 1. Januar schon die erste Flasche probiert. Die war vom Geschmack her eher geht so…

Die Anfänge

Das hat euch aber nicht abgehalten weitere Biere zu brauen

Nach zwei Wochen war das Bier richtig gut, evtl ein bisschen zu Bitter. Wir hatten ein Rezept von Hanghofer nachgebraut, die sind ja immer zu Bitter. Leider waren dann aber nur noch drei, vier Flaschen da als es ausgereift war. Was war jetzt nochmal die Frage?

Ob ihr noch weitere Biere gebraut habt

Ja sicher, Pils, Bockbier, Weizen, eigentlich alles Mögliche. Die Biere schmeckten uns Mal mehr Mal weniger gut. Das Ein oder Andere ist mir auch schon mal umgekippt, da habe ich dann wohl mit der Hygiene geschludert. Das ist halt das Lehrgeld und vor allem die Zeit, die man dafür bezahlt.

Brauer in jungen Jahren

Braust du denn immer noch im Einkocher?

Jetzt wieder! Ich habe natürlich auch eine 50 Liter Anlage, aber die ist für experimentelle Sachen zu groß. Ich nutze in der „Einkocherklasse“ den Silvercrest mit Temperaturregelung mit dem Protoypen des nun offiziell verkauften Rührwerks von unserem Vereinsmitglied Ole. Damals kannten wir uns nur über das Hobbybrauer.de Forum, schon witzig den dann hier in Münster zu treffen, nach ein paar Jahren. Im Silvercrest liegt ein Panzerschlauch, das funktioniert ganz wunderbar.

Und deine große Anlage?

Nachdem meine erste, zusammengestückelte, 50 Liter Brauanlage von einem Feuer zerstört wurde, bin ich…

Brand

Feuer? Was ist denn da passiert?

Ich braue seit 2009 in einem Schrebergarten in Münsters Süden. Das dortige Gartenhäuschen ist durch einen Schmorbrand der veralteten Elektrik komplett zerstört worden. Pech gehabt, nennt man das wohl. Die 50 Liter Anlage mit Hockerkocher und Rührwerk habe ich natürlich nicht extra gegen Feuer versichert, ich weiß auch gar nicht ob das überhaupt geht. Naja auf jeden Fall kam ich dann so dazu mir meine neue Anlage von Grund auf zusammenzustellen. Vorher ist meine Anlage eher so evolutions-mäßig gewachsen. Irgendwas gab es da immer zu schrauben, der Läuterbottich war zu klein und was weiß ich.

Wie sieht die Anlage denn heute aus?

Ich habe einen 70 Liter Schengler Thermoport mit eingebauter Läuterhexe und einen 70 Liter Topf auf nem Hockerkocher. Ich mache also in der großen Anlage eine Bottichmaische, wobei ich das Wasser zum Maischen in einem 30 Liter Gastrowasserkocher erhitze. Kochen tu ich dann auf Gas. Das macht, soweit ich weiß, niemand so mit dem Wasserkocher. Das Gute daran ist die relativ einfache Halbautomatisierung:

Das Malz schrote ich am Vorabend und gebe es in den Thermoport, dann befülle ich den Wasserkocher und stelle eine Zeitschaltuhr. Ich gebe je nach Schüttung die passende Menge 95°C Wasser aus dem Wasserkocher zu und evtl. noch etwas Kaltwasser. Umrühren, Deckel drauf und das ganze Vergessen. Meist mache ich dann was im Garten, es kam aber auch schon vor, dass ich vor der Arbeit eingemaischt habe und erst nach 8 Stunden geläutert. Das wurden auch alles super Biere bisher.

Okay, dann hast du meine Nächste Frage schon vorweg genommen. Ich wollte dich eigentlich Fragen ob du auf der Seite der Kombirast- oder die der Infusionsbrauer stehst.

Auf der kleinen Anlage brau ich auch gern klassisch mit 2 Rasten. Auf der Großen meist Kombirast und manchmal noch Dekoktion.

Brauerei im Garten

Anderes Thema: Gärung und Abfüllung

Ja, das war bei mir der Quantensprung in der Bierherstellung. Eine „ordentliche“ Gärführung wurde uns im Kurs nicht beigebracht, auch die damaligen Braubücher behandelten das Thema eher stiefmütterlich. Seitdem ich mit dem UT100 Thermostat die Gärtemperatur exakt regeln kann und außerdem eine Reifung bei 6°C sicherstelle, haben sich die Qualität und vor allem die Reproduzierbarkeit stark gebessert. Nicht das die Biere ohne den Thermostat schlecht waren, ich rate jedem Neuling lieber erst mal anzufangen und später aufzurüsten. Bier wird’s immer! Ich fülle mein Bier in „normale“ 50 Liter Kegs ab. Früher hatte ich auch die Colafässer, dort lässt sich meiner Meinung nach das Steigrohr nicht so gut reinigen. Ich kam mit meinem Arm auch gar nicht vernünftig in die Öffnung, ich habe dann das ganze Geraffel verkauft und fülle nun per Gegendruck in Flaschen. Dafür nutze ich den Morebeer-Füller aus den USA. Abgehangene simple Technik, den kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Für Feten usw. nutze ich gern 10-15 Liter Fässchen mit bayrischen Anstich.

Nochmal zu deiner Person, welchen Bierstil bevorzugst du denn?

Oh je, schwierige Frage. Es gibt ja zu jedem Anlass und für jeden Geschmack das passende Bier. Ich habe immer eine ordentliche Auswahl an Belgiern und fruchtige gehopfte Pale Ales im Haus. Meine Frau trinkt sehr gern saure Biere wie Geuze und Kriek, dann aber bitte die „Oude“. Das sind die richtig „kacksauren“ Biere, da braucht man auch keinen trockenen Sekt mehr beim Empfang reichen. Am liebsten mag ich das Fiege Pils und als „Schüttbier“ das gute Hansa Pils, damit bin ich halt aufgewachsen, das schmeckt mir immer noch besser als jedes Brinkhoffs oder Veltins.

Gastbrauer

Zum Abschluss hätte ich gerne deine „3 für die Insel“ hinsichtlich Hopfen, Malz und Hefe

Hmm, Malz und Hefe ist einfach. Beim Hopfen wird’s echt tricky. Meine 3 Malze für die einsame Insel wären Pale Ale Malz, Cara Red und Weizenmalz.

Auf einer Insel gibt’s kaum Kühlmöglichkeiten, deswegen nehme ich obergärige Hefen und zwar die Danstar Nottingham, das ist mein Alrounder. Die Wyeast 2112 California Lager nehme ich aus geschmacklichen und sentimentalen Gründen, eines meiner ersten Biere war ein Pale Ale mit eben dieser Hefe, das muss so 1996 gewesen sein, da hat man hier noch nix von I.P.A. oder Pale Ale gehört. Die Belle Saison von Danstar nehm ich auch noch mit, ergibt immer ein sehr trockenes, leckeres Bierchen.

Tja Hopfen ist gemein, da experimentiere ich viel. Ich nehme aus dem Bauch heraus: Perle, Cascade und Amarillo. Ich denke diese Hopfen verbraue ich auch am meisten. Perle ist sehr flexibel einsetzbar, günstig und lecker. Die anderen sind die typischen Ami-Hopfen, mal gucken wann ich mich daran sattgetrunken habe.

Gibt’s noch Pläne für die Zukunft?

Auf jeden Fall! Ich würde gern mein Schoko Porter, welches den 3. Platz bei der Brauschau 2014 belegte in den Handel bringen. Das ist aber auf jeden Fall Liebhaberei, damit kann und will ich auch nichts verdienen, mir geht’s da eher um das Gefühl und die Biervielfalt. Eine kommerzielle Brauerei oder so würde ich auch nicht aufmachen wollen, das ist schon ganz gut so wie es gerade ist und soll auch ein Hobby bleiben.

Und dann will ich meinem Radrennteam ein legales Doping auf Leichtbier-Basis zukommen lassen, googelt mal „Team Schwenkenbecher“ und „Rad am Ring“. Da ist noch Luft nach oben! Triathleten laufen auch gern für Schwenkenbecher Biere, nach dem Motto: Das Bier ist das Team, oder so.

Team Schwenkenbecher

Ich würde auch noch gern auf die Aktion der Schwenkenbecher Hopfen Ultras im Preussenstadion zu sprechen kommen…

Nur zu!

Leider, leider gibt es im Preussenstadion nur Warsteiner zu kaufen. Seit der Saison 13/14 bieten wir an der Fahne der Hopfen Ultras kostenlos den „Schwenkenbecher Hopfentropfen“ an. Das ist verdünnter Hopfenextrakt, damit kann man sich ein „Warsteiner Herb“ selber zu basteln. Den Tropfen ins Stadion zu bekommen ist nicht immer einfach, da müssen wir uns bei den Ultras wohl noch was abgucken. Naja, egal… Im Gegenzug sollte jeder Preussen- und Bierfan, die Bedienungen am Bierstand fragen ob es auch Warsteiner Herb gibt, das schmeckt ja wirklich ganz gut, hätte ich selbst nicht gedacht.

(c) Max Andre  www.teigundmaische.de
(c) Max Andre
www.teigundmaische.de

Äh… okay, dann danke ich dir für die Vorstellung und weiterhin alles Gute!

Ja klar kein Problem und denk immer dran „Schwenk Dir Eins!“